Geschichten aus Hjortlund
Früher waren Anekdoten und Erzählungen aus ihrer Region ein wichtiger Teil der Kultur der Menschen. Einige Geschichten berichteten über sonderbare Leute oder lustige Begebenheiten, während andere einfach die Wahrheit des Alltagslebens wiedergaben.
Das Dörfchen Hjortlund. Foto: Torben Meyer.
Angeber Jørgen Degn
Eine der Geschichten handelt davon, dass man Angeber nicht so gut leiden kann. Jørgen Degn, der in einem kleinen Pachthaus in Hjortlund wohnte, erzählte oft von seiner Jugend, als er auf den großen Gütern als Kutscher arbeitete. Nicht selten hatte er vier Pferde vor der Kutsche angespannt. Um sie alle zu kontrollieren, brauchte er eine Peitsche, die 14 Ellen (8,8 m) lang war. So gab er damit an, dass er, wenn er mitten in der Getreidescheune des Gutes stand, mit dieser langen Peitsche gerade noch die Wand erreichen konnte, so groß war die Scheune.
Lehrer hatte viel zu tun
Eine andere Geschichte handelt von Kräfteverschwendung. Als die Preußen und Österreicher 1864 durch Jütland zogen, wollte Lehrer Mads Kristoffersen von der Schule Hjortlund seine Sachen möglichst in Sicherheit bringen. Er dachte sich, weil Jernved nördlich der Kongeå liegt und somit zum Königreich gehört, würde er dort vor den Preußen sicher sein. Er hatte also mit viel Mühe sein Hab und Gut über die Kongeå gebracht und wollte alles nun nach Jernved transportieren, als er plötzlich hörte, dass die Preußen gerade in Jernved eingetroffen seien. Also beschloss er, alles wieder über die Kongeå und zurück ins Schulhaus zu bringen.
Der unfreundliche Gastgeber
Es kann schön sein, Besuch zu bekommen, aber auch schön, wenn er wieder geht. Ein Mann in Hjortlund sagte immer, wenn er Besuch bekam: „Vielen Dank, dass du nicht an meiner Tür vorbeigegangen bist!“ Wenn der Betreffende wieder gegangen war, änderte sich der Ton. Dann sagte er: „Was wollte der Scheißkerl eigentlich hier?“
Verbindung zwischen Hjortlund und Jernved
Bevor bei Hjortlund eine Brücke gebaut wurde, überquerte man die Kongeå mit dem Boot, wenn man von Hjortlund nach Jernved wollte. Der Fährmann hatte eine Schnur am Ufer verlegt. An der musste man ziehen, wenn man über den Fluss wollte, und dann klingelte im Haus des Fährmanns eine Glocke. Sonst musste man rufen, bis der Fährmann einen hörte.
Die Überfahrt kostete zwei Schillinge (vier Öre). Der Fährbetrieb lief bis etwa 1880, als die Brücke errichtet wurde.
Autor: Truels Truelsen, Hjortlund Sognearkiv
Quellen und Literatur:
Hjortlund Sognearkiv, auf www.hjortlundsognearkiv.dk