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Bewässerungskanäle bei Villebøl, Hjortlund und Jernved

 Früher gab es an der Kongeå viele Bewässerungsanlagen, die für eine zuverlässige Versorgung der Wiesen mit Wasser sorgten. Die Bewässerungskanäle bei Villbøl, Hjortlund und Jernved wurden 1874 mit Unterstützung der Dänischen Heidegesellschaft angelegt.

Bewässerung und Heidegesellschaft
Die saftigen Weiden waren für die Viehhaltung wichtig und als Winterfutter wurde für die Tiere Heu benötigt. Ein trockener Sommer konnte daher für die Bauern sehr negative Folgen haben. Durch eine Bewässerung der Wiesen konnte die Produktion sicherer gemacht werden und gleichzeitig lieferte die Bewässerung dem Vieh auch Trinkwasser.

1874 erstellte die Heidegesellschaft einen Plan für vier Bewässerungsanlagen an der Kongeå: Bei Villebøl-Hjortlund, Villebøl-Jernved, Hjortlund-Brokær und bei Jernved-Gredstedbro.

Je zwei dieser Anlagen gehörten zusammen. Villebøl-Hjortlund (südlich des Flusses) und Villebøl-Jernved (nördlich des Flusses) hatten ein Stauwehr an der Ostgrenze von Villebøl, während Hjortlund-Brokær (Südufer) und Jernved-Gredstedbro (Nordufer) ein Stauwehr 600 m östlich von Hjortlund hatten. An den Stauwehren wurde das Wasser aufgestaut und wurde von dort durch kilometerlange Kanäle zu den Weiden geleitet.

Resterne af engvandingskanal ved Villebøl og Ravning. Foto: Torben Meyer.

Reste des Bewässerungskanals bei Villebøl-Ravning. Foto: Torben Meyer.

Wasserverhältnisse an der Kongeå
Als die Heidegesellschaft 1874 die Planung durchführte, wurden der Wasserstand, das Flussgefälle und die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses untersucht. Die Aufzeichnungen sind in Fuß und Ellen, aber die Maße wurden hier auf das Metersystem umgerechnet.

Die Heidegesellschaft kam zu dem Ergebnis, dass die Wasserverhältnisse der Kongeå sehr gut waren. Zwischen Villebøl und Gredstedbro hatte die Kongeåen ein Gefälle von ca. 6,3 m. Der Wasserdurchfluss betrug bei niedrigem Wasserstand im Sommer ca. 1,9 m3 pro Sekunde, im Herbst zwischen 3,4 und 4,3 m3 pro Sekunde und häufig sogar mehr.

Die Erdarbeiten wurden von Kanalarbeitern ausgeführt – Männern, die mit Schubkarre und Schaufel umher zogen und an den Projekten der Heidegesellschaft arbeiteten.

Kanäle bei Villebøl, Hjortlund und Jernved
Die Aufzeichnung der Heidegesellschaft zu den östlichen Kanälen bei Villebøl zeigen, dass die Arbeiten recht umfangreich waren.

Der südliche Kanal Villebøl-Hjortlund war 8,2 km lang und versorgte ca. 165 Hektar Land. Der nördliche Kanal Villebøl-Jernved war 7,6 km lang und versorgte ca. 190 Hektar Land. Beide Kanäle hatten einen Wasserdurchfluss von ca. 1,84 m3 pro Sekunde, wovon 0,28 m3 Schwund waren.

Das Stauwehr bei Villebøl staute das Wasser auf ca. 70 cm über dem normalen Sommerwasserstand auf. Der erhöhte Wasserstand bedeutete auch, dass man Deiche bauen musste, damit die Wiesen am Fluss nicht überschwemmt wurden. Die Deiche wurde bis 300 m östlich von Ravning geführt. Zugleich wurde ein Entwässerungsgraben für die betroffenen Wiesen angelegt. Dieser Graben wurde unter den Kanälen durchgeführt und mündeten unterhalb des Stauwehrs in den Fluss.

An Wegbrücken wurden Sperrwerke eingerichtet, die geschlossen werden konnten, falls die Deiche brachen oder der Fluss zu wenig Wasser führte.

Kosten der Bewässerungsanlagen
Die Kosten wurden damals in Reichstalern berechnet. 1 Reichstaler entsprach 96 Schillingen. Am 1. Januar 1875 wurde in Dänemark die Krone als Währungseinheit eingeführt und da wurde ein Reichstaler in zwei Kronen umgetauscht.

Die Erdarbeiten für den Kanal Villebøl-Jernved kosteten 5727,84 Reichstaler. Die Kosten für den Kanal Villebøl-Hjortlund betrugen 4676,84 Reichstaler.
Die Sperrwerke an den Stauwehren kosteten für jeden Kanal 2000 Reichstaler, insgesamt also 4000 Reichstaler. Die Sperrwerke an den Wegbrücken kosteten 370 Reichstaler.
Der Kanal erhielt eine Betonabdeckung, bei der wir nicht den Gesamtpreis kennen, aber ein Quadratmeter der Abdeckung kostete 4 Reichstaler.

Gemeinschaftliche Verwaltung
Die Kosten wurden zwischen den Grundeigentümern aufgeteilt, die auch vereinbarten, wie die Bewässerung durchgeführt werden sollte.

Die Kosten für Bau und Betrieb der Kanäle wurden gemeinschaftlich getragen, wobei sie je nach der Wassermenge, die die einzelnen Bauern erhielten, gestaffelt waren. Die Kanäle wurden im April und September gereinigt und man durfte keine Aalreusen in die Kanäle setzen oder in ihnen angeln.

Die Bewässerung erfolgte von Mai bis zum Johannestag (24. Juni), damit das Gras bis zur Heuernte im Juli trocknen konnte. Außerdem wurde im Oktober und November, oder bis der Frost einsetzte, bewässert, damit der Boden Nahrung für das nächste Jahr erhielt.

Die Kanäle werden aufgegeben
Nach 1945 ging das Interesse an der künstlichen Bewässerung stark zurück. Die Kanalanlagen waren verfallen und es war zu teuer, sie wieder instand zu setzen. Zugleich wurden große Fortschritte bei der Entwicklung von Kunstdünger gemacht, der nun verhältnismäßig billig war. Daher beschlossen die Grundeigentümer, die Kanäle aufzugeben. Der Nordkanal wurde 1947 und der Südkanal 1953 aufgegeben, nachdem die Kanäle 75 Jahre lang wertvolles Wasser geliefert hatten.

Autor: Johannes Garder, Kalvslund Sognearkiv

Quellen und Literatur:
Die Bauunterlagen befinden sich in Kalvslund Sognearkiv.
Kalvslund Sognearkiv, siehe http://gredstedbroegnen.dk/foreninger/sognarkivet/