Ein Bauer namens Hans Gunder
Hans Gunder und Maren
Vor mehr als hundert Jahren wohnte in Hjortlund ein Mann namens Hans Gunder. Er hatte einen kleinen Hof mit einigen Kühen. Er heiratete die Maren und als sie von der Trauung in der Kirche nachhause gekommen waren, sagte er, indem er auf sie zeigte: „Maren, jetzt musst du mir gehorchen“, und zeigte auf sich selbst.
Mehrere Jahre lang war er jeden Sommer Markmeister in Kalvslund. Eines Tages brachte der Postbote einen Brief, also musste Maren ja losgehen, um Hans zu suchen. Als er den Brief erhielt, brach er das Siegel auf und gab Maren den Brief wieder zurück mit den Worten: „Lies, Maren!“ Lesen war nämlich nicht gerade seine Stärke.
An einem anderen Tag kam er nachhause und fand Maren im Bett liegend. Da sagte er: „Geht es dir schlecht? Willst du sterben oder was? Ich muss es nämlich wissen.“
Dann backte er Pfannkuchen für sie. Sie aß auch recht viele davon. Hans Gunder beobachtete sie und sagte schließlich: „Weißt du Maren, wenn du so viele Pfannkuchen essen kannst, wirst du diesmal wohl noch nicht sterben.“
Der schnelle Markmeister
Später wurde Hans Gunder Markmeister in Hillerup. Vielleicht war die Bezahlung besser, vielleicht war dort auch einfach mehr los. Nun wollten sich natürlich alle mit dem Markmeister gut stellen und daher war er ein willkommener Gast am Tisch der Mähder, wenn sie aßen und ihren Schnaps tranken. Mähder, das waren die Männer, die bei der Heuernte mit der Sense das Gras mähten.
Hans Gunder war ein guter Läufer. Wenn die Mähder am Morgen nachhause fuhren, nachdem sie die ganze Nacht über die Wiesen gemäht hatten, sollte es möglichst schnell gehen. Alle saßen auf dem Wagen und sangen, teils um Aufmerksamkeit zu erwecken, teils damit Nachzügler sehen konnten, dass die anderen die Arbeit beendet hatten. Hans Gunder hatte dann bereits seine erste Runde über die Wiesen gemacht. Man lud ihn ein, auf dem Wagen mitzufahren. Er entgegnete jedoch, dafür habe er keine Zeit. Das wollte der Kutscher nicht auf sich sitzen lassen. Und so gab es zwischen dem Wagen und Hans Gunder ein richtiges Wettrennen nach Hillerup. Hans Gunder war immer der Erste. Denn er kürzte den Weg ab, indem er durch die Höfe lief. Aber einmal kam er in Schwierigkeiten. Er war wohl zu schnell um eine Hausecke gelaufen, so dass er in eine Mauer rannte und sich die Schulter auskugelte. Da ging er einfach in den nächsten Stall, lehnte seine Schulter an einen Stützbalken und schlug mit einer Keule auf die Schulter, so dass sie wieder einrenkte.
Der hartnäckige Widder
Als Markmeister musste er auch die Schafe beaufsichtigen, die in Koppeln auf den Weiden standen. Eines Tages musste er einen Widder fangen. Aber das ist nicht leicht, denn ein Widder gibt seine Freiheit erst auf, wenn er müde gelaufen ist. Schließlich gelang es Hans Gunder, nach vielem Laufen den Widder zu fangen. Einige Tage später lag derselbe Widder in einem Graben, in den er so unglücklich gefallen war, dass er festhing. Hans Gunder zog ihn heraus und gab ihm noch einen ordentlichen Tritt, wobei er sagte: „Neulich konntest du laufen, als du es nicht solltest und heute sollst du laufen, aber kannst es nicht. Du solltest mal verheiratet sein, du Biest.“
Was ist schlimmer: der Weg zur Mühle oder die Preußen?
Eines Tages im Jahr 1864 war Hans Gunder bei der Mühle in Jedsted gewesen, um etwas Getreide mahlen zu lassen. Als Wagen hatte er nur seine Schubkarre und als er wieder nachhause kam, sagte er zu seiner Frau: „Maren, das ist wirklich schlimm mit diesem elendigen Mühlenweg.“
Maren antwortete nur: „Weißt du schon, dass die Feinde in unseren Ort gekommen sind?“ Die Preußen waren nämlich nach Hjortlund gekommen.
„Ich mag die Feinde wirklich nicht“, antwortete Hans, „denn die fressen uns noch die Haare vom Kopf. Aber dieser elendige Mühlenweg, das ist wirklich das Schlimmste.“
Autor: Truels Truelsen, Hjortlund Sognearkiv
Quellen und Literatur:
Hjortlund Sognearkiv, auf www.hjortlundsognearkiv.dk