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Vilslev – wo die Kongeå ins Wattenmeer mündet

Im Kirchspiel Vilslev mündet die Kongeå ins Wattenmeer. In Vilslev war früher eine Zollstelle und das Kirchspiel war geteilt zwischen dem Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig.

Kongeåen ved Vilslev. Foto: Torben Meyer.

Die Kongeå bei Vilslev. Foto: Torben Meyer.

Vilslev Spang
Wenn man von Kongeådal am Südufer des Flusses einige hundert Meter nach Westen geht, kommt man nach Vilslev Spang, das eigentlich in Jedsted liegt, aber direkt gegenüber der Kirche von Vilslev. Der Ort war früher ein Knotenpunkt für den Verkehr über den westlichen Teil der Kongeå. Hier überquerten Reisende aus Richtung Darum, Tjæreborg oder Jerne die Kongeå, wenn sie nach Ribe wollten.

Vilslev Spang hat seinen Namen von dem hohen, schmalen Steg (Dänisch Spang), der hier über den Fluss führte. Am Steg lagen Zollhaus und Wirtshaus, ein Färberhof und einige weitere Häuser. Gleich östlich des Stegs war eine Furt, die Wagen durchfahren konnten, wenn der Wasserstand des Flusses nicht gerade besonders hoch war.

Zwei Länder mit unterschiedlichen Gesetzen im selben Kirchspiel
Das Besondere am Kirchspiel Vilslev ist, dass es teilweise zum Königreich Dänemark und teilweise zum Herzogtum Schleswig gehörte.

Jedsted gehörte zu Schleswig, aber einige Grundstücke waren königlich. Für sie galten dieselben Gesetze wie in Vilslev. Die königlichen und herzoglichen Grundstücke lagen in Jedsted zwischen einander. Auf einigen Grundstücken galt somit dänisches Recht und auf anderen schleswigsches.

Es konnte schwer sein, sich mit den Grenzen und den rechtlichen Auswirkungen zurechtzufinden. Der Gastwirt in Vilslev Spang konnte keine Ausschankgenehmigung für Alkohol erhalten, weil das Wirtshaus auf dänischem Gebiet lag. Das Nachbargrundstück gehört jedoch zu Schleswig. So kaufte der Gastwirt einen Teil dieses Grundstücks und errichtete hierauf einen Anbau zu seinem Wirtshaus, in dem er dann Alkohol ausschenken durfte.

Einige Jahre später wurde einem Mann, der in Spangkroen geboren war, Armenhilfe verweigert, weil er aus einem schleswigschen Gebiet stammte. Aber der Gemeindevorstand musste diese Entscheidung ändern, da die höheren Behörden dem Mann Recht gaben, weil dieser höchstwahrscheinlich im Schlafzimmer seines Elternhauses geboren war, das auf dänischem Gebiet lag.

Zollkontrolle
Das Zollhaus lag direkt gegenüber des Wirtshauses. Von hier aus mussten die Zöllner die Grenze bis zum Wattenmeer beaufsichtigen. Man kann heute noch das Monogramm von König Frederik VII. am Giebel des Hauses sehen.

Aus dem Süden wurden vor allem Branntwein und Tuch geschmuggelt und aus dem Norden Ochsen und Pferde. Höfe, die in Vilselv direkt an die Kongeå angrenzten, erzielten höhere Grundstückspreise wegen ihrer für den Schmuggel günstigen Lage.

Kirche von Vilslev
Die Kirche von Vilslev wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Im 15. Jahrhundert wurden der Turm und das Waffenhaus angebaut. Etwas ungewöhnlich ist, dass der Turm an der Nordseite des Chors steht. Dies liegt wahrscheinlich an den Bodenverhältnissen, aber hat sich als gutes Kennzeichen erwiesen. So erhielt ein Mädchen aus Lemvig, das in Jedsted eine Dienstmädchenstellung antreten sollte, als Wegbeschreibung nur, dass sie der Küste folgen solle, bis sie zu einer Kirche komme, bei der der Turm am verkehrten Ende stand.

Außer den Bewohnern von Vilslev und Jedsted ging auch die Hälfte der Bewohner von Hillerup in Vilslev zur Kirche. In Hillerup waren die Höfe nach dem Zufallsprinzip zwischen den Kirchspielen von Farup und Vildlev aufgeteilt. Aber man erzählt sich, dass viele Männer von Hillerup die Kirche von Vilslev vorzogen. Um nach Vilslev zu kommen, musste man die Kongeå auf dem Steg überqueren. Dafür verlangte der Gastwirt eine Brückengebühr von einem Schilling – es sei denn, man kehrte bei ihm ein und trank etwas. Das ließen sich die meisten nicht entgehen.

Bid 1
Folgt man dem Fluss in südwestlicher Richtung, so kommt man an ein kleines Backsteinhaus, wo ebenfalls eine Holzbrücke über den Fluss führte. Das Haus hat einen ungewöhnlichen Namen, nämlich Bid 1 (Bissen 1).

Früher gab es hier ein kleines Stauwehr, von dem aus Flusswasser in ein Bewässerungssystem für die Wiesen und Felder von Vilslev und Jedsted Enge geleitet wurde. In dem Häuschen übernachtete der Wärter, der den Wasserstand regulieren sollte. Hierzu waren im Stauwehr mehrere Holzbretter übereinander geschichtet, die man herausnehmen oder hineinsetzen konnte.

Wiesen
Auf den Wiesen weideten früher die Rinder und Schafe der Umgebung. Besonders das Mästen der Ochsen war eine wichtige Einnahmequelle. Nachdem 1911/15 der Deich bei Ribe gebaut wurde, konnte man auf den Flächen auch Getreide anbauen. Vorher konnte man sie nur als Weiden und für Heu nutzen. Westlich von Bid 1 kann man am Nordufer des Flusses dem Sommerdeich folgen. Das Vorland des Sommerdeichs wird nicht landwirtschaftlich genutzt. Hier bliebt die Natur sich selbst überlassen.

Kongeå-Siel
1940 wurde die Kongeå begradigt. Auf alten Karten von Jedsted und Vilslev sieht man noch, wie sich der Fluss in vielen Schleifen durch die flache Landschaft schlängelte. Von der Kirche in westlicher Richtung kann man noch die Spuren dieser Flussschleifen sehen, die auf Dänisch Krog (Haken) genannt wurden. Auch Namen von Gemarkungen erinnern daran: Skibskrog, Langkrog, Oldemorskrog, Pumpkrog und Vadkrog. In der Nähe des Deichs sind diese Schleifen noch vorhanden, sie wurden für den neuen Flusslauf hier nur durchstochen.

Deichgraben und Vorland
Seit der Deich erhöht und verstärkt wurde, sind die Entwässerungsgräben mit Röhricht zugewachsen. Auch der Deichgraben wird an manchen Stellen völlig vom Schilfrohr verdeckt. Dieser Sichtschutz wird in den letzten Jahren verstärkt von den vielen durchziehenden Staren genutzt. Sie übernachten hier und bilden die sogenannte Schwarze Sonne, wenn sie sich abends in riesigen Schwärmen sammeln und niederlassen. Aber auch Gänse und Schwäne übernachten hier an der Küste des Wattenmeeres. Außer den vielen Vögeln prägen natürlich die weidenden Schafe von Frühling bis Herbst das Bild des Deiches und seines Vorlandes.

Autor: Roll Præstegaard, Vilslev Jedsted Sognearkiv

Quellen und Literatur:
Vilslev Jedsted Sognearkiv, siehe www.bricksite.com/vilslevjedsted