Zollposten, Tingvej und der Steg über die Kongeå
Ich bin südlich von Jernvedlund an der Kongeå aufgewachsen, in der Nähe des alten Zollpostens. Hier führte der Tingvej (Thingweg) zum früheren Thingplatz und ein kleiner Pfad ging hinunter zur Kongeå, wo ein Fährmann viele Jahre lang die Leute über den Fluss brachte.
Zollposten
Südlich des Ortes Jernvedlund, unten am Ufer der Kongeå, liegt der Zollposten. Er wurde seinerzeit für die Königliche Zollpatrouille errichtet.
Über diesen kleinen Hof wird berichtet, dass er von Hans Jessen Hansen, gebaut worden sei, der ein kleinere Landwirtschaft in Plougstrup hatte. Er war wohl kaum ein erfolgreicher Landwirt und hatte nur ein dürftiges Einkommen. Er liebte es aber in seiner Werkstatt zu basteln, die aus der Zeit seines Vaters gut mit Stellmacherwerkzeugen ausgestattet war. Hans Jessen Hansen war auch sonst handwerklich tätig, so errichtete er unter anderem für die Zollverwaltung zwei Zollposten – besagten Zollposten und einen Hof bei Rishøj in Plougstrup. An der Südseite seines Hofes hatte er eine kleine Ziegelbrennerei, wo er selbst die Ziegel für die Häuser brannte.
Tingvej
Als ich zur Schule ging, lernten wir etwas über die alten Thingplätze der Gegend. Wir erfuhren vom Thing bei Ribe, wo der Sorte Plov König Erik II. Emune tötete, davon, dass die Thingversammlungen auf offenem Feld abgehalten wurden und anderes mehr.
Viele Jahre lang mussten die Anwohner nach Hulvad bei Læborg gehen, wenn sie ihre Behördenangelegenheiten beim Thing erledigen wollten. Von 1811 bis 1814 gab es jedoch auch einen Thingplatz in Jernvedlund.
Der Tingvej wurde im Volksmund auch „schiefer Weg“ genannt. Er verlief nördlich meines Geburtshauses, vorbei am Hof Egesberg und über den Bach bei Storvad bis nach Plougstrup. Man meinte, dass auf diesem Weg Valdemar II. ritt, um zu Königin Dagmar zu gelangen, die in Ribe im Sterben lag. Der Weg verlief seinerzeit durch die alten Dörfer und um die großen Heideflächen herum, in denen Räuber und anderes Gesindel lauerten. Es war ein sicherer Weg, obgleich er vier Kilometer länger war als der direkte Weg zwischen den Dörfern.
Der Tingvej hat meinem Geburtshaus den Namen gegeben: Tingvejgård. Dies war der erste der Halehöfe, die auch Brandhöfe genannt wurden, weil alle gleichzeitig niederbrannten.
Wenn man dem Weg in die andere Richtung folgte, führte er am Zollposten vorbei und mündete in den Tingsti (Thingpfad), der durch die Wiesen bis zum Steg verlief, der über den Fluss zur Kirche von Hjortlund führte.
Der Steg von Hjortlund. Zeichnung: Verner Christensen, Jernved.
Pfad und Steg
Dieser Tingsti, der Jernved und Hjortlund verband, war immer schon Anlass für Streit gewesen. Früher gab es eine Fähre über das Flüsschen. Auf der Seite von Hjortlund wohnte ein privater Fährmann. Wer über den Fluss wollte, musste zu ihm hinüber rufen. Es war nicht immer leicht sich bemerkbar zu machen, wenn man an der Nordseite des Flusses stand und hinüber wollte. Gleichzeitig waren die Eigentümer der Wiesen, über die der Pfad führt, ärgerlich darüber, dass das Gras niedergetreten wurde. Daher wurde der Pfad geschlossen. Aber einige Anwohner beschwerten sich darüber auf dem Amt und dieses verfügte dann eine erneute Öffnung des Pfades.
1876 wurde der Fährbetrieb eingestellt, denn mit privaten Mitteln wurde ein Steg über den Fluss gebaut. Dieser Steg war jedoch nicht sehr haltbar. Nach knapp zwanzig Jahren war er durch Eisgang und Witterung zerstört. Danach bezahlte der Schmied von Hjortlund einen solideren Steg, denn viele seiner Kunden wohnten nördlich des Flusses.
Als die Kongeå eine Zollgrenze war, wurde dieser Übergang häufig in der Nacht benutzt, um Waren zu schmuggeln. Der Verkehr mit den vielen Menschen und Tieren schadete dem Ertrag der Landwirte, denen die Wiesen gehörten, und bis in die jüngste Zeit versuchten sie immer wieder, die Benutzung des Pfads zu verhindern. Doch alte Gewohnheiten lassen sich nicht so einfach ändern.
Autor: Knud Elbæk Sørensen, Jernved Sognearkiv
Quellen und Literatur:
Henrik Sørensen: Min slægts historie, privattryk.
Henrik Sørensen: Beskrivelse af Tingvejen, privateje.
Hrsg. P. Nygaard: Bidrag til Jernved Sogns Historie, Erster Halbband, Flensburg 1921
Hans Duborg og P. Nygaard: Bidrag til Jernved Sogns Historie, Zweiter Halbband, Jernved 1930
Jernved Sognearkiv, siehe http://gredstedbroegnen.dk/foreninger/sognarkivet/