Wiedervereinigung 1920
Wiedervereinigung (auf Dänisch: Genforening) ist in Dänemark die Bezeichnung für die Vereinigung Nordschleswigs mit Dänemark nach der Volksabstimmung von 1920. Diese Vereinigung lief schrittweise ab. Am 5. Mai 1920 rückten dänische Truppen nach Nordschleswig ein. Am 20. Mai wurde die dänische Währung eingeführt. Und am 15. Juni endlich wurde die Passkontrolle von der Grenze an der Kongeå an die neue und jetzige Grenze verlegt.
Der berühmte Ritt von König Christian X. auf dem weißen Pferd über die beseitigte Grenze fand am 10. Juli statt. Dies war das Startzeichen für mehrere Tage dauernde Festlichkeiten. Überall in Dänemark, so auch in Foldingbro, wurden zum Gedenken an dieses Ereignis Gedenksteine aufgestellt.
Volksabstimmungen
Die Niederlage des deutschen Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg bahnte den Weg für die Vereinigung Nordschleswigs mit Dänemark. Gleich nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 versprach der neue deutschen Außenminister der Revolutionsregierung, die schleswigsche Frage durch Volksabstimmung zu lösen.
Die dänische Partei, der Wählerverband für Nordschleswig, nahm danach eine Resolution zur bevorstehenden Volksabstimmung an. Die drei wichtigsten Punkte dieser Resolution waren:
1. Nordschleswig sollte als Einheit abstimmen.
2. Die Grenze von Nordschleswig sollte südlich von Tondern, aber nördlich von Flensburg verlaufen.
3. Die angrenzenden Bezirke in Mittelschleswig, die dies wünschten, sollten das Recht einer gesonderten Abstimmung erhalten.
Drei Abstimmungszonen
Dieser Resolution entsprachen die Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles vom 28. Juni 1919. Die Verwaltung des nordschleswigschen Gebiets sollte bis zur Entscheidung durch Volksabstimmung durch eine internationale Kommission wahrgenommen werden.
Schleswig wurde in drei Abstimmungszonen aufgeteilt: Nordschleswig, Mittelschleswig und Südschleswig. Stimmrecht hatten alle Erwachsenen ab 20, die in den Abstimmungszonen geboren waren oder dort seit dem 1. Januar 1900 gewohnt hatten.
Dänisch oder deutsch
Die Gegensätze in der Bevölkerung – dänisch oder deutsch – traten noch einmal deutlich zutage.
Die Abstimmung in Zone I, Nordschleswig, fand am 10. Februar 1920 statt. Die Abstimmungsbeteiligung betrug 91,4 Prozent. Sie ergab eine deutliche Mehrheit für die Zugehörigkeit zu Dänemark. Nordschleswiger, die in Dänemark wohnten, waren zahlreich nach Nordschleswig geströmt, um dort abzustimmen. Auf jede deutsche Stimme kamen drei dänische. Außer in Hadersleben gab es jedoch in allen Städten eine deutsche Mehrheit.
Die Abstimmung in Zone II, Mittelschleswig, fand erst am 14. März 1920 statt. Hier gab es ein entgegengesetztes Ergebnis. Auf jede dänische Stimme kamen hier vier deutsche. In Südschleswig verzichtete man auf die Abstimmung.
Schrittweise Wiedervereinigung
Die Eingliederung Nordschleswigs in Dänemark erfolgte schrittweise. Am 5. Mai 1920 rückten dänische Truppen nach Nordschleswig ein und am 20. Mai wurde die dänische Währung eingeführt. Am gleichen Tag wurde auch die dänische Post eingeführt.
Am 15. Juni 1920 (Wiedervereinigungstag) übernahm die dänische Regierung die Verwaltung in Nordschleswig und die deutsche Pass- und Zollkontrolle wurde offiziell von der Grenze bei der Kongeå an die heutige Grenze verlegt.
Das „Gesetz über die Eingliederung der nordschleswigschen Landesteile in Dänemark“ wurde von König Christian X. am 9. Juli unterschrieben. Am nächsten Tag fand als Zeichen der Wiedervereinigung der berühmte Ritt des Königs auf dem weißen Pferd über die beseitigte Grenze statt. Dies war der Start für mehrere Tage dauernde Festlichkeiten.
Gedenksteine
Die Freude über den Anschluss ist auch heute noch sichtbar in Form von vielen Wiedervereinigungssteinen, die überall im Lande aufgestellt wurden. Im Zeitraum von 1919 bis 1950 wurden zum Gedenken an dieses Ereignis etwa 580 Gedenksteine aufgestellt. Ein Fünftel davon steht in Nordschleswig. Diese Wiedervereinigung ist jenes historische Ereignis, zu dem in Dänemark die meisten Gedenksteine aufgestellt wurden.
Wiedervereinigungsstein in Foldingbro
1936 legte der Inhaber des Gaststätte Kongeåkro ein Freibad an. Aus der bei den Ausschachtungsarbeiten zum Freibad anfallenden Erde wurde ein großer Hügel angelegt. Auf ihm wurde ein Wiedervereinigungsstein aufgestellt, der Pfingsten 1937 feierlich eingeweiht wurde.
Literatur
Becker-Christensen, Henrik: Da Sønderjylland blev delt. I Sønderjyllands historie efter 1815, 2009, Seite 241-16-1
Autor: Linda Klitmøller, Museumsinspektorin, Museum Sønderskov