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Kongeå als produktive Landschaft

Heutzutage betrachten wir die Gegend um die Kongeå als eine Naturressource, die wir zur Erholung nutzen. Wir wandern am Fluss entlang, genießen den Ausblick über das unter Naturschutz stehende Flusstal, den Gesang der Vögel und das fließende Wasser. Viele angeln hier. Andere fahren Kanu. Doch so war es keineswegs immer.

Vor zweihundert Jahren wohnte der größte Teil der dänischen Bevölkerung auf dem Lande. Sie lebten in einer Selbstversorgungswirtschaft, wo alle irgendwie zugänglichen Naturressourcen genutzt wurden. Die Kongeå wurde, genau wie die Felder, Wiesen und Heide als ein Teil der produktiven Landschaft betrachtet. Der Fluss lieferte Fisch, Wasser zum Bewässern der Äcker und Wiesen und trieb die Mühlen an.

Mit der Industrialisierung, als immer mehr Menschen vom Land in die Städte zogen und sich der moderne Sozialstaat entwickelte, veränderte sich die Haltung der Bevölkerung zur sie umgebenden Natur. Zuerst begannen die besser gestellten Bürger aus den Städten im Sommer Urlaub auf dem Lande zu machen, wo sie die freie Natur genossen.

Mit dem Sozialstaat erhielt dann alle Stadtbewohner mehr Freizeit und Urlaub. Für immer mehr Menschen diente die Natur vor allem der Erholung. So ist die Kongeå nicht mehr länger Teil einer Produktionslandschaft, sondern Teil der Freizeitlandschaft.

Achtzehn Stauwehre
Die Kongeå war im 19. Jahrhundert ein wesentlicher Teil der produktiven Landschaft. Der Fluss wurde von einer ganzen Reihe Produktionsanlagen genutzt. Als 1881 der Grenzverlauf genau vermessen wurde, wurden sie alle registriert. Die Registrierung ergab, dass der freie Fluss des Wasserlaufes zwischen Fårkrog und Villbøl durch nicht weniger als achtzehn Stauwehre gehemmt wurde. Nur ein Stauwehr wurde von einer Mühle genutzt. Die anderen siebzehn dienten zum Aalfang oder zur Bewässerung der Felder und Wiesen.

Aalfang
Sechs der Stauwehre wurden 1881 für Fischwehre genutzt.  Solche Fischwehre sind bereits aus dem Mittelalter bekannt und wir wissen aus schriftlichen Quellen, dass sie es hier im 17. Jahrhundert gab, wobei damit Aale gefangen wurden. Heute sind alle Spuren dieser Fischwehre verschwunden. Daher wissen wir nicht genau, wie sie ausgesehen haben. Aber wahrscheinlich bestanden sie aus einem Stauwehr mit Schleusen und darüberführender Brücke.

In den Schleusen wurden Reusen oder ähnliche Netze angebracht. Zum Aalfang wurden nur einige Schleusen mit Reusen versehen. Die anderen standen offen, so dass das Wasser dort frei fließen konnte. Aale wurden nur in der Nacht gefangen. Am Tage leerte und reinigte man die Reusen. Die Fischwehre wurden auch noch auf andere Weise genutzt. Denn bei ihnen konnten Schmuggler im Schutz der Nacht unbemerkt den Fluss überqueren.

Bewässerung
Ein dänisches Sprichwort sagt: „Die Wiese ist die Mutter des Ackers.“ Auf den nährstoffarmen Böden im Westen Dänemarks setzte die Dungproduktion des Viehs Grenzen dafür, wie groß die bewirtschafteten Felder sein konnten. Das Vieh aber lebte von Gras und Heu der Wiesen. Künstliche Bewässerung der Wiesen förderte deren Wachstum und sorgte für mehr Gras und Heu und somit für mehr Dung. Elf Stauwehre mit zugehörigen Strömungsrädern dienten der Bewässerung der Wiesen.

Bei der Registrierung im Jahr 1881 gab es nur eine einzige Bewässerungsanlage an der Kongeå. In den nächsten zwei Jahrzehnten wurde die Bewässerung entlang der Kongeå wirkungsvoller gestaltet. Hierbei arbeiteten die Bauern zusammen. Die Strömungsräder wurden ersetzt durch drei große Anlagen zur Wiesenbewässerung, von denen jede die Wiesen mehrerer Bauern mit Wasser versorgte.

Vom Stauwehr im Fluss lief das Wasser durch zu diesem Zweck angelegte Bewässerungskanäle. Aus den Kanälen lief das Wasser durch Leitungen auf die Wiesen zwischen dem Kanal und dem Fluss. Die größte Bewässerungsanlage in Nordschleswig lag an der Kongeå. Südlich der Kongeå sorgten zwei lange Kanäle für die Bewässerung der Wiesen zwischen Knag Mølle und Hygum. Nördlich der Kongeå wurden die Wiesen zwischen Sønderskov und Tobøl durch einen weiteren Kanal bewässert.

Fischzucht
Im 20. Jahrhundert kam eine weitere produktive Nutzung hinzu, nämlich die Fischzucht in dafür angelegten Teichen. Die Fischzuchtbetriebe übernahmen die Stauwehre und das Staurecht von Bewässerungsanlagen oder Aalhöfen. Vom Stauwehr aus wurde das Wasser durch eine Reihe künstlich angelegter Teiche geleitet. Hierzu wurden natürliche Gefälle genutzt. Aus den Fischteichen wurde das Wasser wieder über einen Kanal in den Fluss geleitet. Dieses Wasser war dann durch Futterreste und Exkremente verunreinigt.

Fischzuchten mit solchen Teichen werden aufgrund der Naturschutzprojekte weniger. Manche werden ganz geschlossen, andere zu Modellfischzuchten umgebaut.

Autor: Linda Klitmøller, Museumsinspektorin, Museum Sønderskov