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Kongeå und Wattenmeer – Speisekammer der Natur

Kongeå und Wattenmeer 1899 und 2001. Die Marschwiesen sind noch vorhanden, aber die Kongeå wurde begradigt und es wurden an der Küste Deiche und ein Siel gebaut. Foto: Kort- og Matrikelstyrelsen

Kongeå und Wattenmeer 1899 und 2001. Die Marschwiesen sind noch vorhanden, aber die Kongeå wurde begradigt und es wurden an der Küste Deiche und ein Siel gebaut. Foto: Kort- og Matrikelstyrelsen

Die Landschaft
Die Kongeå ist einer der größten Wasserläufe in Jütland und besitzt ein Einzugsgebiet von 450 Quadratkilometern Der Fluss mündet in Knudedyp, eine der natürlichen Fahrrinnen des Wattenmeer. Schon seit Jahrtausenden haben der Fluss und das Meer Mensch und Tier Nahrung geboten.

Das Wattenmeer ist nach dem Watt benannt, dem Meeresboden, der bei Ebbe trockenliegt. Der Gezeitenunterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt bei der Mündung der Kongeå zwischen ein bis anderthalb Meter.

Die Flut trägt Sand und Schlamm zur Küste, wo sich ein Sediment aus dunklem, feinkörnigem Material bildet, der sogenannte Schlick. Ist diese Sedimentschicht hoch genug, so können sich auf dem Schlick Salzwasserpflanzen ansiedeln. Es entsteht eine Salzwiese, die zur Marsch werden kann, wenn das Land trocken liegt. Das durch die Eiszeit geprägte, meist hügelige Hinterland der Küste ist die Geest. Wenn man vom Deich aus über das Landschaut, sieht man deutlich den Unterschied zwischen der flachen Marsch und der Geest.

Wiesen und Marsch
Einen Großteil der Marsch bilden von Kanälen umgebene Grasflächen, die zum Weidebetrieb und zur Heuernte genutzt werden. Früher wurden Ochsen zu Tausenden auf den Marschweiden fett gemacht, wenn sie nach Ribe getrieben worden waren und nun auf den Märkten verkauft werden sollten.

Auf den Wiesen am Meer und am Fluss wird auch heute noch das Gras gemäht und dann als Heu für die Winterfütterung des Viehs genutzt. Eine ständige Bedrohung der Marsch waren Sturmfluten. Dann überspülte das Salzwasser die Weiden und zerstörte die Grasflächen. Aber es gab auch noch andere Probleme. Im Markbuch von Christian V. aus dem Jahr 1683 sind viele Klagen von Bauern verzeichnet, die manchmal zu Steuererleichterungen führten. Die Bauern klagen über Sandflucht sowie über gelbes Unkraut (Rübsen), das zwischen ihren Feldfrüchten wuchs. Außerdem gab es viele Klagen über Wölfe, die unter Schafen und anderem Vieh wüteten sowie über die unzähligen Fälle wo Rinder auf Äcker liefen und diese zerstörten.

Meer und Fluss
Die Bewohner an der Küste und am Fluss lebten von einer Kombination von Landwirtschaft, Seefahrt und Fischerei. Das Meer bot Nahrung und schon an den Wohnplätzen aus vorhistorischer Zeit hat man Speisereste von Austern und anderen Muscheln sowie von Fischen gefunden. Das Markbuch von Christian V. berichtet auch über die Fischerei. Im 17. Jahrhundert lebte man unter anderem von Lachs, Aal, Plattfischen und Schellfisch. die Fisch wurden sowohl von Booten aus mit Netzen gefangen als auch geangelt. Außerdem waren Meer und Fluss wichtige Handels- und Transportwege.

An der Küste gab es auch schon Vorformen der Industrieproduktion. So stellte man im 18. und 19. Jahrhundert in kleinen Kalkbrennereien aus Muschelschalen Kalk her und aus Seehundspeck gewannen Trankochereien den Tran.

Die Mühlen an der Kongeå mahlten Korn und zerkleinerten Lumpen (Hadern) für die Papierherstellung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Stauwehre von Wassermühlen für die Fischzucht genutzt und die Mühlen selbst zu Elektrizitätswerken umgebaut. Mehrere der Fischzuchtbetriebe existieren auch heute noch. Neuerdings prägen Windkraftanlagen auf dem Land wie vor der Küste die Landschaft.

 Forellentreppe bei Jedsted Mølle Anfang des 20. Jhs. Foto: Unbekannt

Forellentreppe bei Jedsted Mølle Anfang des 20. Jhs. Foto: Unbekannt

 

Von der produktiven Landschaft zu Naturschutz und Tourismus
In den 1970er Jahren änderte sich das Verhältnis zur Natur. Sie sollte nicht mehr als Speisekammer und für die Produktion bestmöglich ausgebeutet werden, sondern man war um ihre Erhaltung und ihren Schutz besorgt. Seit 1978 arbeiten die Niederlande, Deutschland und Dänemark beim Schutz des Wattenmeeres zusammen. In Dänemark wurde der Nationalpark Wattenmeer 2010 eingeweiht und 2014 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Die Flussaue der Kongeå wurde 1980 zwischen Knag Mølle und Gredstedbro unter Naturschutz gestellt.

Heute wird der Tourismus mit Führungen zur „Schwarzen Sonne“, Kanu- und Kajakfahren, Wander- und Radwegen sowie den Angeboten von nachhaltigen Lebensmitteln aus dem Wattenmeer entwickelt.

Autor: Charlotte Lindhardt

Around 1900 a small seal swam up the Kongeåriver to Jedsted Mill. Jacob the seal was since sold to the Copenhagen Zoo.