Die königlichen Enklaven
Grenze zwischen Dänemark und Schleswig
Eine Enklave ist ein Gebiet eines Landes, das vollständig von einem anderen Land umgeben ist. In Schleswig hatte es seit dem Mittelalter mehrere Enklaven gegeben, die zum dänischen Königreich gehörten. Teilweise waren dies sogar nur einzelne Dörfer oder Höfe.
Bis 1850 war an der Kongeå zwischen dem Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig eine Zollgrenze. Danach wurde sie bis 1864 an die Eider verlegt.
Nach der dänischen Niederlage 1864 war es schwierig, die neue Grenze genau festzulegen. Aufgrund der komplizierten Eigentumsverhältnis in Schleswig konnte man nicht nur einfach die Kongeå als Grenze nehmen. Man musste nicht nur die Eigentumsverhältnisse berücksichtigen. Wenn ein Hof oder Dorf zum Königreich gehörte, galten dort die Gesetze des Königreichs, während in der Umgebung die Gesetzes des Herzogtums galten. Zwei Höfe im selben Ort konnten so zwei verschiedenen Verwaltungen unterstehen.
Grenzgendarmen auf der deutschen Seite bei Villebøl. Foto: Unbekannt.
Eigentumsverhältnisse in Vilslev
Ein Beispiel für die komplizierten Eigentumsverhältnisse war das westlichste Kirchspiel Vilslev, das sowohl nördlich wie südlich der Kongeå liegt. Hätte man die Kongeå als Grenze genommen, so hätte man das Kirchspiel aufteilen müssen. Dies wurde noch dadurch kompliziert, dass die Dörfer und Höfe verschiedene Eigentümer hatten.
Nördlich der Kongeå gehörte Vilslev zum Königreich Dänemark.
Südlich der Kongeå gehörten Jedsted und Hillerup zu Schleswig, jedoch mit mehreren Ausnahmen:
Das Königreich war Eigentümer von Höfen in Jedsted und Hillerup. Diese gehörten somit zum Amt Ribe.
Einzelne Grundstücke in Jedsted gehörten Eigentümern aus zwei verschiedenen Harden, nämlich den Harden Frøs und Kalvslund im Amt Hadersleben.
Jedsted Mølle und zwei Höfe in Jedsted gehörten zu den Lindevedschen Gütern. Lindeved lag bei Flensburg und hatte mehrere Besitzungen in der Umgebung von Ribe. Außerdem war das Eigentum an einem der beiden Höfe zwischen dem Königreich und den Lindevedschen Gütern geteilt. Daher war die Grenzfestlegung keine einfache Aufgabe.
Grenzziehung an der Kongeå und Ribe
Als Dänemark den Krieg von 1864 verlor, begannen die Verhandlungen über die dänischen Gebiete südlich der Kongeå. Hätte die Kongeå die Grenze gebildet, so hätte Ribe zu Preußen gehört. Ribe war einer der wichtigsten Handelsorte des Landes und Bischofssitz. Wäre Ribe zu Preußen gekommen, so hätte dies große wirtschaftliche und verwaltungsmäßige Konsequenzen für Dänemark gehabt.
Ergebnis der Grenzfestlegung war daher, dass Dänemark alle königlichen Enklaven in Schleswig aufgab. Die Grenze wurde zwar an der Kongeå gezogen, jedoch nicht bei Kolding und Ribe. In der Umgebung von Ribe wurden die ursprünglich schleswigschen Kirchspiele Vilslev, Farup, Vester Vedsted, Seem, Hjortlund und Kalvslund dänisch. Außerdem erhielt Dänemark acht Kirchspiele südlich von Kolding sowie Ærø, das bis dahin zu Schleswig gehört hatte.
Die Grenze von 1864, wie sie 1908 aussah. Foto: Historische Karte.
Nach der Volksabstimmung in Schleswig 1920 erhielt Dänemark Nordschleswig. Es wurden zwei Abstimmungszonen festgelegt, deren Bürger entscheiden konnten, ob sie zu Dänemark oder zu Deutschland gehören wollten. Die nördliche Zone 1 stimmte für Dänemark, die südlichere Zone 2 für Deutschland. Am 15. Juni 1920 kam so die Zone 1, Nordschleswig, zu Dänemark.
Autor: Charlotte Lindhardt
Die teilende Grenze. Zwei Frauen stehen in Deutschland und schauen nach Dänemark. Foto: Det Kongelige Bibliotek.