Vorhistorisches Dorf bei Nygårdstoft
Vermessung der Bronzezeithäuser. Foto: Den Antikvariske Samling, Sydvestjyske Museer
Nygårdstoft am Drivvejen
Viele der Landstraßen, auf denen wir heute unterwegs sind, haben eine lange Geschichte. Dies gilt auch für die Landstraße 11. Auf ihr wurden früher die Ochsen nach Süden getrieben. Sie wurde daher Drivvejen (Triftweg) genannt. Sie überquert die Kongeå bei Gredstedbro. Etwa drei Kilometer südwestlich von Gredstedbro haben Archäologen an dieser Landstraße Überreste des Dorfes Nygårdstoft gefunden. Es wurde nach dem Hof benannt, der seit der Renaissance an dieser Stelle liegt. Das heutige Hofgebäude wurde 1868 errichtet.
Vorhistorisches Dorf
Das Dorf lag auf einer kleinen Bodenerhebung an den Feuchtwiesen der Marsch. Diese Erhebung schützte die Häuser vor Sturmfluten, während die Marsch dem Vieh reichlich Nahrung bot und den Weg zum Meer erleichterte. Die ersten Spuren des Dorfes stammen aus der Steinzeit.
Die Archäologen haben hier sieben Häuser gefunden. Sie waren zwischen 10 und 28 Meter lang und bis zu 7 Meter breit. Anhand der Art, wie die Pfahllöcher angeordnet waren, konnten die Archäologen feststellen, dass die beiden ältesten Häuser aus der jüngeren Steinzeit oder der älteren Bronzezeit stammen, also zwischen 2800 und 1100 v. Chr. Die Häuser waren zweischiffig, das heißt, in der Mitte befand sich eine Reihe tragender Mittelpfähle. In einem der Häuser lag eine Reibmühle, mit der Getreide gemahlen wurde.
Später wurde diese Häuser durch andere ersetzt. Diese fünf neuen Häuser stammen aus der Bronzezeit zwischen 1700 und 500 v. Chr. Diese Häuser waren dreischiffig, hatten also zwei Reihen tragender Pfähle. Bei drei Häusern fand man Überreste des Wandverlaufs. Diese stammten aus der letzten Periode der älteren Bronzezeit, ca. 1700 bis 1100 v. Chr. Die beiden anderen Häuser stammten aus der jüngeren Bronzezeit, ca. 1100 bis 500 v. Chr.
Außerdem fand man Spuren von Wegen, die jedoch nicht sicher ins Altertum datiert werden konnten, obgleich man weiß, dass andere Abschnitte des Drivvej aus dieser Zeit stammen.
Wasserversorgung und Gargruben
Außer den Häusern fanden die Archäologen auch vier Brunnen, von denen einer aus der jüngeren Bronzezeit stammte. Als der Brunnen ausgegraben wurde, zeigte sich, dass der Boden aus einem ausgehöhlten Eichenstamm bestand. Die anderen Brunnen waren neueren Datums. In diesen fanden die Wissenschaftler eine Münze aus dem Jahr 1771, Ledersohlen, einen Reisigbesen und Keramikreste.
Am Wohnplatz gab es auch Keramikreste, Kohle von den Feuerstellen und Gargruben, in denen man die Nahrung zubereitet hatte. In der Bronzezeit aßen die Menschen verschiedenste Getreidesorten wie Gerste, Hirse und Dinkel aber auch Beeren und andere Früchte. Man hielt Schweine, Schafe und Rinder, die nach Bedarf geschlachtet wurden. Hinzu kamen Tiere, die man selbst fing: Fische, Vögel und Wild.
Eine Gargrube ist ein einfacher Ofen, dessen Garmethode auch heute noch empfehlenswert ist.
Man grub eine Vertiefung in die Erde und legte sie mit größeren Steinen aus. Darauf machte man ein kleines Feuer. Wenn dieses nach etwa drei Stunden niedergebrannt war, waren die Steine heiß genug. Dann packte man ein Stück Fleisch oder andere Lebensmittel ein und legte diese auf die Steine. Danach wurde die Grube mit Erde oder Grassoden abgedeckt. Nach zwei bis vier Stunden, abhängig von der Größe, war das Fleisch gar und konnte wieder ausgegraben werden.
Reibmühle aus einem der Bronzezeithäuser. Foto: Den Antikvariske Samling, Sydvestjyske Museer
Autor: Charlotte Lindhardt
Die Brunnen von Nygardstoft. Foto: Den Antikvariske Samling, Sydvestjyske Museer