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Bewässerung an der Kongeå

Die Kongeå mit Bewässerungsgräben um 1900. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv,Torben MeyerDie Kongeå mit Bewässerungsgräben um 1900. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv,Torben Meyer

Bewässerungsanlagen
Die Kongeå ist einer der Wasserläufe in Dänemark, an dem besonders viele Bewässerungsanlagen vorhanden waren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Bewässerung von großer Bedeutung für die Landwirtschaft. Die Weiden waren für die Viehhaltung wichtig und als Winterfutter wurde für die Tiere Heu benötigt. Ein trockener Sommer konnte daher katastrophale Wirkungen haben. Durch eine Bewässerung der Wiesen konnte die Produktion sicherer gemacht werden und gleichzeitig lieferte die Bewässerung dem Vieh auch Trinkwasser.

Diese Bewässerungsanlagen waren so konstruiert, dass der Fluss durch ein Stauwehr aufgestaut wurde. Vom Stauwehr führten dann mehrere künstlich angelegte Kanäle das Wasser zu den Wiesen und Feldern. Diese Kanäle konnten mehrere Kilometer lang sein. Die Reste einige dieser Anlagen werden noch für die Fischzucht genutzt, aber die meisten wurden aufgegeben.

Seitdem 1911 bis 1915 der Deich zur Nordsee und das Siel gebaut wurden, konnte das salzige Meerwasser nicht mehr die Kulturpflanzen schädigen. Die niedriger liegenden Wiesen werden jedoch überschwemmt wenn die Kongeå nach starkem Regen über die Ufer tritt oder wenn das Kongeåsiel wegen Sturm geschlossen werden muss.

Die Dänische Heidegesellschaft
Die Bewässerungsanlagen an der Kongeå wurden mit Unterstützung der Dänischen Heidegesellschaft (Det Danske Hedeselskab) gebaut. Nach dem Krieg von 1864 hatte Dänemark große Landwirtschaftsflächen verloren. Aber der Ingenieur Enrico Mylius Dalgas (1828–1894) ergriff zusammen mit einer Reihe von Gutsbesitzern und hohen Beamten die Initiative zur Gründung der Heidegesellschaft. Ihre Aufgabe sollte es vor allem sein, die großen Heideflächen zu landwirtschaftlich nutzbaren Flächen zu machen. Die Heidegesellschaft bildete Berater aus, die zu den Bauern gingen und dies berieten. So trug sie zur Entwicklung der jeweiligen Gegend bei.

Auch viele Baumplantagen mit den zu den jeweiligen Bodenverhältnissen passenden Bäumen wurden von der Heidegesellschaft angelegt. Wichtig war das Mergeln des Bodens. Da der Heideboden meist sauer und sandig war, konnte er durch den kalk- und lehmhaltigen Mergel verbessert werden.

Die Heidegesellschaft unterstützte Ent- beziehungsweise Bewässerungsprojekte, wie an der Kongeå, da diese dazu beitrugen, den Boden besser zu nutzen. Hierzu wurden viele Flussbegradigungen vorgenommen, die heute aus Rücksicht auf das Tier- und Pflanzenleben oftmals wieder zurückgebaut werden.

Auch heute noch beschäftigt die Heidegesellschaft unter dem Namen HedeDanmark über 1.000 Mitarbeiter, wobei sie sich jetzt auf Naturpflege, Aufforstung, Anlage von Garten- und Parkanlagen sowie offene Stadträume konzentriert.

Kanalvereine Vilslev und Jedsted-Hillerup
Realisierbar waren die Bewässerungsanlagen nur, wenn sich die beteiligten Grundeigentümer zu Vereinen zusammenschlossen, über die die Aufwendungen für Bau und Betrieb geteilt wurden. So wurden 1879 in Vilslev und Jedsted-Hillerup zwei Vereine gegründet, je einer für das Nord- bzw. Südufer der Kongeå. Jeder Verein stellte auch einen Wasserwärter ein, der für den Betrieb der Anlage verantwortlich war.
Die Wiesen waren in schmale, durch Gräben getrennte Streifen aufgeteilt, mit verschiedenen Eigentümern. Es wurden Abschnitte festgelegt, die jeweils an einem Tag bewässert werden konnten.

Mit der Bewässerung wurde im Frühjahr begonnen. Es wurden abwechselnd je für eine Woche die Nord- und die Südseite bewässert. Über die Gräben wurde das Wasser dann zu den Wiesen geleitet.

Als der Deich zur Nordsee gebaut war, konnten die Marschwiesen besser genutzt werden. Sie wurden gemergelt, kultiviert und mit Klee und Gras besät. Jetzt verursachte die Bewässerung aber mehr Schaden als Nutzen und sie wurde auf die Versorgung des Viehs mit Trinkwasser beschränkt. Allerdings war die Instandhaltung der Bewässerungskanäle relativ teuer und da das Salzwasser keine Bedrohung mehr darstellte, war es billiger und leichter, für das Trinkwasser Süßwasserbrunnen zu graben. Nach und nach wurden die Bewässerungsanlagen außer Betreib genommen und 1965 wurden auch die beiden Vereine aufgelöst.

Wiesen an der Kongeå heute Die kleinen Bewässerungsgräben sind nach wie vor deutlich zu sehen. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv, Torben Meyer.
Wiesen an der Kongeå heute. Die kleinen Bewässerungsgräben sind nach wie vor deutlich zu sehen. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv, Torben Meyer.

Autor: Charlotte Lindhardt

Die Reste einer Bewässerungsgrabe bei der Kongeå. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv,Torben MeyerDie Reste einer Bewässerungsgrabe bei der Kongeå. Foto: Esbjerg Byhistoriske Arkiv,Torben Meyer