Kongeå-Siel
Kongeå-Siel, wie es heute aussieht. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Sturmfluten
Das Kongeå-Siel wurde zusammen mit dem Deich bei Ribe zwischen 1911 und 1915 gebaut. Vorher mussten die Menschen am Wattenmeer jahrhundertelang mit der Gefahr von Sturmfluten leben, hatten aber auch Vorteile.
Die Kongeå lieferte das Süßwasser für die Felder und das Vieh, während das Wattenmeer die Marsch mit Salzwasser und Nährstoffen für die Viehweiden überschwemmte. Allerdings konnte das Salzwasser auch die Ernten zerstören und nicht zuletzt forderten Sturmfluten große Opfer an Menschen und Tieren.
Vor dem Bau der Deich gab es große Sturmfluten wie die vom 11. Oktober 1634 (Wasserstand 6,01 Meter über Normalnull) oder dem 27. November 1825 (5,55 Meter). Bei der Sturmflut vom 3. Dezember 1999 wurde ein Wasserstand von 5,50 Meter über Normalnull erreicht. Nur der schützende Deich verhinderte da eine Katastrophe.
Vorteile des Siels
Die Kongeå hat ein Einzugsgebiet von 450 Quadratkilometern. Das Siel trennt das Süßwassersystem der Kongeå vom Salzwasser des Wattenmeers. Wenn bei Ebbe der Wasserspiegel der Kongeå höher steigt als der des Wattenmeers, öffnet sich das Siel automatisch und lässt das Flusswasser hinaus ins Meer. Umgekehrt schließt sich das Siel und schützt die Kongeå, wenn der Wasserspiegel des Wattenmeers höher steigt als der des Flusses. So wird ein Eindringen von Salzwasser in das Flusssystem verhindert.
Bau des Siels
1904 beschlossen die Bürger zusammen mit der Heidegesellschaft, zwischen Vester Vedsted und Store Darum einen Deich mit Sielen und einer Schleuse zu bauen. Der Bau kostete damals zwei Millionen Kronen, davon entfielen auf das Siel 160.000 Kronen. Seitdem wurde der Deich nach Süden verlängert.
Das Kongeå-Siel ist insgesamt 50 Meter lang. Wie bei Vester Vedsted und Darum ist dies eine selbstregulierendes Entwässerungssiel. An der Mündung der Ribe Å befindet sich hingegen eine Schleuse, durch die Schiffe fahren können.
Die Siele bestehen aus großen Betonrohren, die mit halbkreisförmigen Rundbögen abgedeckt sind und durch Holztore verschlossen werden können. Das Kongeå-Siel verfügt über fünf solcher Rohre. Zum Meer hin sind die Betonflächen mit Ziegeln verkleidet und ein Eisentor kann als zusätzlicher Schutz herabgelassen werden. Bei Sturm oder stark auflandigem Wind schließen sich die Sieltore automatisch.
Die Deiche sind mit Rasen bekleidet und zum Meer hin zusätzlich durch Faschinen gesichert, die den Boden festhalten und das Wasser wegleiten. Bei den größeren Wasserläufen unterbrechen die Siele den Deich, aber außerdem gibt es auch kleinere Bewässerungskanäle, welche die Wiesen versorgen können.
Querschnitt durch den Aufbau des Kongeå-Siels Oben ein Querschnitt und unten das Siel von vorn mit den fünf Wasserrohren. Foto: Fagbladet Ingeniøren, 1912.
Deichbau und das Leben am Siel
Der Deichbau wurde von Arbeitern ausgeführt, die täglich 12 Stunden für nur 40 bis 50 Öre pro Stunde arbeiteten. Am Kongeå-Siel waren 50 Mann gleichzeitig tätig. Beim Deichbau waren insgesamt bis zu 400 Mann tätig, die im Zwei-Schichten-System arbeiteten und jede Woche von der Tag- auf die Nachtschicht und umgekehrt wechselten.
Es waren Arbeiter aus Dänemark, Schweden, Deutschland und Polen. Ihre Anwesenheit in der sonst stillen Gegend sorgte für einige Unruhe, denn nicht alle waren immer ganz nüchtern und die Arbeit war hart. Um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, hatte das Bauunternehmen Polizisten eingestellt, die es selbst entlohnte.
Am Bauplatz gab es eine Art Marketenderei, die für die Verpflegung der Arbeiter sorgte. Diese wurde vom Ehepaar Anders Peter Jensen und Anna Kirstine Petersen geführt. Sie bekamen am 17. August 1913 einen Sohn, den sie Kongo Jensen nannten, der, wenn man den Vornamen auf Jütländisch ausspricht, nach seinem Geburtsort benannt wurde: Am Kongeå-Siel.
Im Kirchenbuch von Vilslev ist die Geburt von Kongo Jensen vermerkt. Er ist sehr wahrscheinlich nach seinem Geburtsort benannt – dem Kongeå-Siel. Foto: Statens Arkiver.
Autor: Charlotte Lindhardt
Kongeå-Siel und der Blick landeinwärts von Kongeåen. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.