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Krüge und alte Weiber – Ortsnamen an der Kongeå

Ein Messtischblatt von 1899 zeigt einige der Ortsnamen südlich von Jedsted. Foto: Kort- og Matrikelstyrelsen
Ein Messtischblatt von 1899 zeigt einige der Ortsnamen südlich von Jedsted. Foto: Kort- og Matrikelstyrelsen.

Ortsnamen erzählen Geschichte(n)
Namen von Höfen, Gemarkungen, Wegen, Plätzen und Gewässern können uns über die Geschichte der betreffenden Gegend berichten. So hat die Kongeå (deutsch Königsau) ihren Namen erhalten, weil der Fluss die Grenze zwischen dem Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig war. Der Name Kongeå wird zum ersten Mal 1698 schriftlich erwähnt. Bis dahin hieß der Fluss Skodborg Å nach einer königlichen Burg, die 1298 Skotborg genannt wurde.

Wirtshäuser
An den Hauptverkehrswegen lagen Wirtshäuser, die in der Regel als „Kro“ (Krug) bezeichnet wurden, wie Villebøl Kro und Kalvslund Kro in Kalvslund und Hvide Kro (Weißer Krug) in Farup. Außer diesen „königlich privilegierten“, also genehmigten, Wirtshäusern gab es nicht genehmigte Kneipen. Diese hatten natürlich das Problem, der Aufmerksamkeit der Behörden entgehen, aber zugleich Gäste anlocken zu müssen. Die entsprechenden Häuser hatten „unverfängliche“ Namen wie „Komm-wieder“ oder „Schau-herein“. In Farup und in Hjortlund lagen Häuser mit dem Namen „Snur-Om“ (Kehr-ein). Beide liegen an Stellen, wo der Weg eine Kurve (Kehre) macht und dann kann man ja bei der Gelegenheit gleich auf einen Krug Bier einkehren.

Flussübergänge
Namen mit den Endungen -bro (-brücke), -vejle (-furt), -vase (-damm) und -spang (-steg) geben an, wo man einen Wasserlauf überqueren oder durchwaten konnte. Bei Gredstedbro und Vilslev Spang führen Brücken über die Kongeåen. Aber ein Ortsname kann auch auf eine Fähre hinweisen wie Fermstoft und Fermstoft Fælled in Kalvslund zeigen. Ferm ist eine Zusammenziehung von Færgemand (Fährmann). In derselben Gemeinde gibt es auch Fævase und Råsvejle, wo offenbar „Fæ“ (Vieh) und „Ros“ (Ross/Pferd) den Fluss durchquerten.

In Hjortlund ist der Driftvej (Triftweg) und südlich von Gredstedbro einen Drivervej (Treiberweg). Durch diese Gegend wurden viele Ochsen und andere Tiere getrieben. Daher hörte man oft Klagen darüber, dass diese die Äcker verwüsteten oder die eigenen Wiesen abgrasten.

Tierleben
Ortsnamen zeigen auch, welche Tiere es dort gab.

In Vilslev nisteten gewiss Störche in Storkevang (Storchenwiese) und man hielt Pferde in Følhave (Fohlengarten).

Die Namen der Gemeinden Hjortlund und Kalvslund lassen sich bis 1325 zurückverfolgen. Sie bedeuten Hirschhain und Kälberhain. Andere Beispiele in Kalvslund sind: Kokhave (Hahnengarten), Fæsti (Viehsteig), Fårebjerg (Schafsberg), Ravnemark (Rabenfeld), Rævebakke (Fuchshügel), Skadeng (Elsterwiese) und Ålegårdsskifte (Fischwehr). Katteskæg (Katzenbart) bezieht sich jedoch nicht auf das Tier, sondern auf die Pflanze Nardus stricta (auf Deutsch Borstgras oder Hirschhaar genannt).

In Hjortlund gibt es auch Fårehus (Schafshaus), Fårevej (Schafsweg) und Kalvefenne (Kalbsweide). Bjørnekærsvang (wörtlich Bären-Feuchtwiese) deutet jedoch wahrscheinlich auf einen Mann namens Bjørn (= Bär) hin.

Kontrolleure, alte Weiber und beschissene Wiesen
In Kalvslund gibt es Kontrolørager und Kontrolørskifte (beide mit einem L); diese Grundstücke gehörten früher Zollbeamten, den sogenannten Zollkontrolleuren.

Zu den etwas spezielleren Ortnamen gehören Kællingrendesti (Weiberrinnenstieg) und Kællinghøjsvang (Weiberhochwiese) in Hjortlund sowie Kællingvang (Weiberwiese) in Kalvslund. Offenbarbar war diese Gegend von „Weibern“ geplagt, eine abwertend gemeinte Bezeichnung für weibliche Bettler.

Skidenast, Skidenfenne und Skidenhjørne in Kalvslund warnen vor recht sumpfigen oder gepflügten (braunen) Feldern, die man als Wanderer tunlichst vermeiden sollte (Scheiß-...). Auch in Hjortlund gab es einen Skidenast. Die Endung -ast ist eine Variante von -ars, was mit dem deutschen Wort für das Hinterteil verwandt ist. Dies deutet darauf hin, dass diese Stellen von ihren Besitzern wohl oft verflucht wurden, weil der Boden so schlecht war.

Entsprechend waren Onde Enge (Böse Wiese) und Ondhøjsvang (Böse Hochwiese) in Hjortlund wohl Bezeichnung für Flächen, auf denen es schwer war, Heu zu machen. Man könnte nun meinen, dass Pissemose ein Ort (Mose = Moor) war, wo man Wasser ließ. Das ist nicht auszuschließen, aber es kann auch eine Verfälschung von Persemose sein, wie derselbe Ort 1922 hieß. Perse bedeutet Pressen, Zusammendrücken. Vielleicht hat man hier auch nur Wäsche gewaschen.

Autor: Charlotte Lindhardt