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Wikingerdorf bei Vilslev

Das Rätsel der gebogenen Wände
1986/87 untersuchten Archäologen westlich von Vilslev eine kleine Siedlung aus der Wikingerzeit. Diese Untersuchung gab die Antwort auf eine Frage, welche die Archäologen schon lange beschäftigt hatte: Bis wann baute man Häuser mit gebogenen Wänden?

In der Steinzeit hatten die Häuser gerade Wände und nur einen einzelnen, das Dach tragenden, Mittelpfahl. Während der Bronze- und Eisenzeit ging man dazu über, dreischiffige Häuser zu bauen, also mit zwei Reihen tragender Pfähle. Ab dem 5. Jahrhundert baute man gebogene Längswände, häufig mit Stützpfosten außen am Haus. Dieser Haustyp wurde auch in der Wikingerzeit (etwa 790-1100) verwendet. Im anschließenden dänischen Mittelalter kamen rechteckige Häuser ohne innere, das Dach tragende Pfeiler auf. Die Frage war, ob es einen Zwischentyp zwischen dem Wikingerhaus dem Haus des Mittelalters gab. Dies Antwort hierauf lieferte das Wikingerdorf bei Vilslev.

Das Dorf wurde 1966 auf einem Luftbild entdeckt. Auf dem Bild konnte man deutlich den Kontrast der dunklen Abdrücke der Pfahllöcher zu den helleren Farben des Feldes erkennen. Doch erst 20 Jahre später hatten Archäologen Gelegenheit, hier Ausgrabungen durchzuführen.

Alle drei Höfe lagen in Ost-West-Richtung, wobei ihr Ostgiebel zum alten Flussbett der Kongeå zeigte, das 1940 begradigt worden war. Dies gab Anlass zu Spekulationen, dass hier auch ein kleiner Schiffslandungsplatz gelegen haben könnte. Aber es wurden nur Spuren des normalen Alltagslebens gefunden.

Plan der Ausgrabung, wo die Aufteilung in drei Höfe deutlich zu erkennen ist. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.
Plan der Ausgrabung, wo die Aufteilung in drei Höfe deutlich zu erkennen ist. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.

Wikingerhäuser
In der Umgebung der Siedlung fand man auch Spuren einer älteren Bebauung aus der Eisenzeit sowie einer neueren aus dem Mittelalter. Das Wikingerdorf stammte von ungefähr 1050-1100. Danach wurde die Siedlung aufgegeben. Daher war es leicht den Ort einzugrenzen und zu untersuchen. Alle Häuser stammten aus der gleichen Zeit und lagen von Norden nach Süden in einer Reihe.

Der Nordhof hatte zwei große Häuser, je etwa 25 Meter lang. Im solider gebauten Hauptgebäude befand sich eine Feuerstelle. Südlich von ihm lag leicht verschoben das andere Gebäude, das als Stall oder Scheune genutzt wurde. Es ist das älteste Haus mit einem Vordach, das man in Dänemark gefunden hat. Vielleicht sollte dieses Vordach Futter oder Feuerholz schützen.

Querschnitt eines Hauses mit Vordach, wie es in Vilslev aussah. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.
Querschnitt eines Hauses mit Vordach, wie es in Vilslev aussah. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.

Der Mittelhof bestand aus drei Häusern, wobei das 29 Meter lange Hauptgebäude im Norden lag. Vor dem Westgiebel gab es einen kleineren Außenraum.

Der Südhof war im Laufe der Zeit durch den sich ändernden Flussverlauf beschädigt worden, aber man konnte noch erkennen, dass das Hauptgebäude zwischen zwei Nebengebäuden gelegen hatte.

Die drei Hauptgebäude hatten gebogene Wände, aber keine tragenden Mittelpfähle im Hausinneren. Hingegen waren außen Stützpfähle. Und daher waren die Häuser aus Vilslev die ersten Häuser der Übergangszeit zwischen Wikingerzeit und Mittelalter.

Schmuck im Urnes-Stil
Ein besonderes Fundstück war eine Brosche im Urnes-Stil, die man in einem Brunnen fand. Der Urnes-Stil ist nach der Stabkirche im norwegischen Urnes benannt, wo die feingliedrigen Holzschnitzereien verschlungene Tier- und Pflanzenmotive zeigen. Dieser Stil war ca. 1075-1175 auch bei Schmuck beliebt. Zum Zeitpunkt der Ausgrabung bei Vilslev hatte man nur drei weitere Funde im Urnes-Stil gemacht: Auf der schwedischen Insel Gotland, bei Ravning in der Nähe von Vejle und bei Gammel Hviding südwestlich von Ribe.

Besodners letzterer war interessant, denn der dort gefundene Schmuck war vollständig identisch mit der Brosche von Vilslev. Die beiden Schmuckstücke waren in derselben Form gegossen worden. Somit konnten die Archäologen nachweisen, dass das Dorf bei Vilslev zur gleichen Zeit vorhanden war wie der Handelsplatz und Großbauernhof bei Gammel Hviding.

Urnes-Schmuch aus Hviding (rechts) und Vilslev (links). Die Schmuckstücke haben einen Durchmesser von 4,5 cm. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.
Urnes-Schmuch aus Hviding (rechts) und Vilslev (links). Die Schmuckstücke haben einen Durchmesser von 4,5 cm. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.

Autor: Charlotte Lindhardt

Haustypen des Altertums. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.
Haustypen des Altertums. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.

 

Luftbild der Ausgrabungen bei Vilslev. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.
Luftbild der Ausgrabungen bei Vilslev. Zeichnung: Museum von Südwestjutland.