Tuffsteinkirchen in Westjütland
Die Kirche von Vilslev wurde aus Tuffstein auf einem Granitsockel erbaut. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Tuffstein vom Rhein
Die ersten dänischen Kirchen wurden aus Holz gebaut, aber ab dem 12. Jahrhundert begann man zunehmend, Kirchen aus Stein zu errichten. Im Westen von Jütland gibt es nicht viele natürliche Steinvorkommen. Daher musste man das Baumaterial importieren. Für die schweren Steine bot sich der Seeweg an. In Südwestjütland importierte man daher Tuffstein aus Deutschland über die Niederlande.
Tuffstein ist leicht, porös und lässt sich gut bearbeiten. Er besteht aus gehärteter Vulkanasche und Vulkanstaub. In größeren Mengen kommt er in Italien und Sachsen, vor allem aber auch in der Eifel, also in der Nähe des Rheins, vor.
Der Tuffstein wurde entlang der Nordseeküste und dann auf der Kongeå und anderen größeren Wasserläufen verschifft. In Dänemark wurden 55 Kirchen ganz oder teilweise aus Tuff gebaut, die meisten davon in Südwestjütland. Für den Bau einer Dorfkirche benötigte man zehn bis fünfzehn Schiffsladungen Tuff. Die Handelsschiffe des Mittelalters hatten eine Ladekapazität von fünfzehn bis zwanzig Tonnen.
Kirche von Jernved. Foto: Charlotte Lindhardt.
Vom Rhein an die Kongeå
Der Tuff wurde in großen Steinbrüchen gehauen und dann auf dem Seeweg zu dem Hafen oder Landeplatz verschifft, der dem Bauplatz am nächsten lag. Hier wurden die Steine auf Wagen verladen, die zum Bauplatz fuhren.
Wir wissen nicht genau, wie diese Transporte vereinbart wurden. Aber die Anzahl der dänischen Tuffsteinkirchen deutet auf gut organisierte Handelsverbindungen hin. Zwei der Verschiffungsorte waren die niederländischen Städte Deventer an der IJssel und Utrecht am Lek, also dem Rheindelta.
Die großen Frachtschiffe des Mittelalters waren die Koggen. In der Kirche von Hviding, die südwestlich von Ribe und aus Tuff gebaut ist, findet sich eine Kalkmalerei, auf der auch eine Kogge abgebildet ist.
An der Wattenmeerküste und den kleineren dänischen Flüssen liegen eine Reihe von kleinen Naturhäfen und Landeplätzen. So liegt vor Ribe der Landvorsprung Hviding Nakke, wo größere Schiffe, die nicht auf die Ribe Å fahren konnten, anlanden konnten. Auch in der Kongeå fand man bei Gredstedbro Überreste eines großen Schiffes aus dem 7. Jahrhundert. Dies war noch ein Ruderschiff, aber für Fracht bestimmt. Das zeigt, dass die Kongeå und ähnliche Wasserläufe über Jahrhunderte für den Schiffstransport genutzt wurden.
Kirche von Hjortlund. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Die Tuffsteinkirchen in Südwestjütland
Das Alter dieser Kirchen lässt sich recht genau feststellen. Die hölzernen Dachkonstruktionen stammen in der Regel noch aus der Zeit, als die Kirchen gebaut wurden. Durch Datierung der Jahresringe des Holzes konnte man feststellen, dass alle dänischen Tuffsteinkirchen etwa in der Zeit zwischen 1175 und 1250, also der Christianisierung Dänemarks, gebaut wurden. Von den ursprünglich 55 dänischen Tuffsteinkirchen sind noch 50 erhalten. In Deutschland und den Niederlanden wurde Tuff auch für andere Gebäude verwendet. Doch in Dänemark kennt man nur ein einziges säkulares Gebäude aus Tuff, nämlich den Gutshof des Bistums Ribe in Lustrup südlich von Ribe.
Die größte dänische Tuffsteinkirche ist der Dom zu Ribe. An der Kongeå gibt es Tuffsteinkirchen in Vilslev, Jernved, Kalvslund, Hjortlund und Føvling. Entlang der Küste und an den Flüssen Ribe Å, Sneum Å und Varde Å wurden weitere Kirchen aus Tuff errichtet, unter anderem in Hviding, Sneum, Tjæreborg, Billum, Hostrup und Janderup. An der nordschleswigschen Küste bestehen die Kirchen von Brøns, Ballum, Emmerlev und Højer ganz oder teilweise aus Tuff. Außer den 55 dänischen Tuffsteinkirchen wurden auch 25 Kirchen in Schleswig aus Tuffstein errichtet.
Kirche von Kalvslund. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Autor: Charlotte Lindhardt
Kirche von Hjortlund an der Kongeå. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.