Malt-Stein
– ein Runenstein aus der Wikingerzeit
1987 fand ein Bauer einen Runenstein mit einer langen und geheimnisvollen Inschrift. Er wurde entdeckt, als man im Frühjahr das Feld pflügen wollte und einen großen Stein aus dem Schlamm zog, der schon lange im Wege gelegen hatte.
Der Stein sollte vom Feld weg transportiert und an der Böschung der Kongeå abgeladen werden. Doch unterwegs drehte sich der Stein auf die Seite und man sah 153 Rundenzeichen sowie einen eingeritzten Männerkopf. Daraufhin hielt man an und zog Archäologen hinzu.
Zum Totengedenken
Der Malt-Stein besteht aus rötlichem Gneis, ist 2,30 Meter hoch und wiegt 3.500 Kilogramm. Es besitzt eine flache Seite, auf der die Runen eingehauen sind. Wahrscheinlich sollte der Malt-Stein dem Gedenken an eine verstorbene Persönlichkeit der Gegend dienen.
Der Text besteht aus waage- und senkrechten Schriftbändern. Der Inhalt ist recht rätselhaft und magisch formuliert, mit Bezügen zur nordischen Mythologie. Dies ist eine der längsten und merkwürdigsten Inschriften, die man auf einem Stein in Dänemark gefunden hat.
Selbst Runenforscher diskutieren weiterhin, wie der Text genau zu verstehen und zu deuten sei. Sie sind sich jedoch einig darin, dass der Malt-Stein im 9. Jahrhundert mit Runen versehen und aufgestellt wurde, also in der frühen Wikingerzeit.
Der Runentext
Übersetzt lautet der Text auf dem Malt-Stein ungefähr wie folgt:
„Somit hat die Inschrift eine Inschrift in sich.
Wer befindet sich darin?
Der älteste der Götter, Vefrødr (Thor).
Er machte nach dem Tod des geliebten Vaters Bier.
Kolfinn setzte hierin Runen der Freude und Runen der Ewigkeit.
Jeder Mann, der steif von Frost wird, wird vom Eisregen bedeckt.
Oh, Oh, Oh. Hinaus, hinaus, hinaus.
Sofort geht der, der schwer fortzujagen ist, hinaus wie ein Torkelnder.“
Lag Jahrhunderte am selben Platz
An der Fundstelle des Malt-Steins wurden Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass der Runenstein am selben Platz stand, wo er später über Jahrhunderte lag. Er stand auf einer 3,5 Meter hohen Terrasse am Nordufer der Kongeå, nur 70 Meter entfernt vom Flusslauf.
Wahrscheinlich stand der Malt-Stein mit dem Rücken zum Fluss. Nur vier Meter östlich des Steins wurden Spuren eines in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Hohlwegs gefunden. Dieser führte direkt zum Fluss hinunter und war wahrscheinlich vorhanden, als der Stein aufgestellt wurde.
Die von Norden Kommenden konnten somit die Inschrift des Malt-Steins sehen und lesen, bevor sie gleich danach die Kongeå überquerten. Hier befand sich vermutlich eine Brücke oder Flussfurt. 300 Meter weiter östlich wurden brückenähnliche Fundamente in Form von großen Steinen und eingerammten Pfählen gefunden.
Heidnische Kräfte
Im Laufe des Mittelalters, nach Einführung des Christentums, wurde der Malt-Stein umgestoßen, so dass die Inschrift nach unten zeigte. In vielen Fällen hat man im Norden Runensteine gefunden, deren Schriftseite verdeckt war. Dies muss man als Wunsch interpretieren, die heidnischen Kräfte unschädlich zu machen.
Der Malt-Stein ist im Museum Sønderskov (Sønderskovgårdvej 2, 6650 Brørup) ausgestellt.
Empfohlene Literatur
Svend Aage Knudsen 1991. Runestenen fra Malt sogn nu på museum. Mark og Montre 1991, S. 3-23.
Karen Thuesen 1990. Maltstenen. En runologisk undersøgelse af den sydjyske Maltindskrift. Københavns Universitet.