Kirche von Vilslev
Die Kirche ist Sankt Nikolaus geweiht. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Eine Gemeinde in zwei Ländern
Der Ort Vilslev gehörte zum Königreich Dänemark, da er nördlich der Kongeå liegt, während Jedsted und Hillerup zum Herzogtum Schleswig gehörten, da sie südlich der Kongeå liegen. Sie bildeten zusammen eine einzige Gemeinde – zu einer Zeit als Kirchengemeinde und Verwaltungsgemeinde noch nicht unterschieden wurden und es daher pro Kirche auch eine Gemeinde gab, auch Kirchspiel genannt. Aber die Gemeindeangehörigen lebten in zwei Ländern. Meist folgen die Gemeindegrenzen den natürlichen Trennlinien. Daher ist es ungewöhnlich, dass eine Gemeinde sich auf beide Seiten eines verhältnismäßig größeren Wasserlaufs erstreckt. Daher könnte man vielleicht glauben, dass die Gemeinde früher im Mittelalter aus zwei Gemeinden zusammengelegt worden sei. Aber man hat auf der Südseite des Flusses keine Spuren einer Kirche gefunden.
Die Kirche ist Sankt Nikolaj geweiht, also dem bekannten Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert, dem Schutzheiligen der Kinder. Aber er galt auch als Schutzheiliger der Fischer und Seeleute. Daher sind ihm viele Kirchen entlang der Küste geweiht, so in Apenrade, Kolding, Varde und Vejle.
Kanzel aus dem Jahr 1620. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Verbindung zum Dom von Ribe
Baustil und Baumaterial der Kirche von Vilslev ähneln dem Ostteil des Doms zu Ribe, der um das Jahr 1175 erbaut wurde. Daher kann man die Kirche Vilslev in die gleiche Zeit datieren. Und die beiden Kirchen waren auch noch auf andere Weise miteinander verbunden.
Im Mittelalter waren die Gemeindepriester aus Vilslev zugleich auch am Dom tätig. So war der Priester Johannes Nielsen 1411 zugleich Altarpriester am Sankt-Jacob-Altar im Dom.
1687 erhielt der Bürgermeister von Ribe die Kirche von der Krone, die in der Reformation die Kirchen übernommen hatte. Zehn Jahre später gelangte die Kirche von Vilslev in den Besitz der Herren von Gut Riber Kærgård in Hunderup. 1786 kauften die Gemeindemitglieder von Vilslev ihre Kirche. 1915 erhielt die Kirche Selbstverwaltung.
Architektur
Die Kirche von Vilslev ist eine der etwa 50 Kirchen im Südwesten Jütlands, die ganz oder teilweise aus Tuffstein gebaut wurden. Tuff ist ein Vulkangestein, das von der Eifel über den Rhein nach Dänemark importiert wurde. Im 12. bis 13. Jahrhundert wurde der Tuffstein mit Schiffen vom Rhein an der Küste entlang bis in die größeren Wasserläufe transportiert und hier für Kirchen verwendet.
Das Kirchenschiff, der Chor und die Apsis wurden auf einem Granitsockel aus Tuffstein gebaut. Das Kirchenschiff ist leicht trapezförmig. Das Westende ist 70 cm breiter als das östliche Ende. Um das Jahr 1500 herum wurden der Turm und das Waffenhaus an der Nordseite angebaut. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirchen mit Ziegeln verkleidet und umgebaut, aber Renovierungsarbeiten in den 1950er verliehen ihr wieder das ursprüngliche aussehen wie im Mittelalter.
Ausstattung
Die Kalkmalereien sind von 1225–1250. Auf dem Chorbogen reicht Abel Gott sein Opferlamm und an der Triumphwand über dem Chor sieht man den Einzug von Jesus in Jerusalem, das letzte Abendmahl und Christi Himmelfahrt.
Der romanische Taufstein stammt aus der Zeit der Errichtung der Kirche und ist mit Löwen und Kriegern verziert. Die Taufschale wurde von Per Lütken entworfen und von Holmegaard Glasværk hergestellt.
Die Altartafel hing ursprünglich in der Kirche Sankt Nikolaj in Varde. Von dort wurde sie für die Kirche in Hunderup gekauft, erwies sich aber als zu groß für diese Kirche und wurde daher in Vilslev aufgestellt. Die Malereien stellen Szene aus dem Leben Jesu dar.
Die Gemälde der Altartafel zeigen das Abendmahl, die Taufe Jesu, Gethsemane und die Kreuzigung. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Die Kanzel aus dem Jahr 1620 stammt von einem Künstler aus Ribe und zeigt die Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes.
Auf der Galerie steht die Orgel. Die 14 Felder der Galerie wurde etwa 1625-1650 gemalt und zeigen Jesus, die 12 Apostel und St. Hieronymus.
Aufgrund der Nähe zur Kongeå und der Nordsee bestand hier immer die Gefahr einer Sturmflut. In die Wand der Kirche ist eine Gedenkmarke eingemauert, welche den Wasserstand einer der schlimmsten Sturmfluten dieser Gegend, der sogenannten Burchardiflut von 1634, zeigt. Damals stand das Wasser anderthalb Meter über dem Boden der Kirche.
Die Marke zeigt den Wasserstand bei der Burchardiflut von 1634. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.
Autor: Charlotte Lindhardt
Kirche von Vilslev. Foto: Historisches Archiv der Stadt Esbjerg, Torben Meyer.